Ausgehend
vom einem Mittelpunkt, hier der Zitadelle ( richtiger dem Juliusturm ),
wurden mehrere Kreise, jeder ein wenig größer als der vorherige,
ähnlich einer Zielscheibe, angeordnet. Auf den so entstandenen Unterteilungen
können so z.B. Firmen, Hotels, spezielle Events, kreisförmig
um den Mittelpunkt angeordnet werden.
Da Kreise nun mal einen „geschlossenen“ Charakter besitzen,
wurden sie unterbrochen, einem runden Labyrinth nicht unähnlich.
Damit sollte ein offenes System, eine Öffnung nach außen, aber
auch ein Zugang nach innen, dargestellt werden.
Um die Textzeilen platzieren zu können, wurde eine breite Öffnung
mittig auf der rechten Seite gelassen.
Die übrig gebliebenen Kreissegmente wurden farbig unterlegt, eines,
direkt über dem Mittelpunkt, wurde dem Zinnenkranz des Juliusturmes
recht frei nachempfunden. Hier wurde während des erklärenden
Vortrages auch das Wort „Krone“ genannt, obwohl Krone und
Zitadelle bekanntlich wenig gemein haben.
Einige Betrachter vermochten auch ein Zahnradsegment zu erkennen –
dies hätte ebenfalls Bezug zur Industriestadt Spandau.
Bei der farbigen Unterlegung soll blau auch für die Havel, beigebraun
für Sandstein, rot für die Ziegel stehen.
Es gibt zwar
keine Sandsteinvorkommen in Spandau, aber ein wenig davon wurde auch in
der Zitadelle verbaut.
Warum die Kreissegmente direkt unter dem Mittelpunkt miteinander
verbunden sind und keine Öffnung aufweisen, lässt den Schluss
zu, dass keine Öffnung nach unten gewünscht ist. Dies würde
auch erklären, warum die Spandauer Bevölkerung nicht in die
„Markenentwicklung“ einbezogen wurde.
Die Textzeile „Zitadellenstadt Berlin-Spandau“ soll zum einen
die regionale Zuordnung ermöglichen - Spandau gehört zu Berlin
- zum anderen wird die Bedeutung des „Zugpferdes“ Zitadelle
als touristischer Mittelpunkt hervorgehoben.
Das Wort Zitadelle leitet sich von dem italienischen Wort „Citadella“,
frei übersetzt „kleine Stadt“, ab.
Somit würde der erste Teil des Markennamens der Übersetzung
nach „Kleine StadtStadt“ entsprechen.
Des Weiteren entsteht natürlich die Frage: Ist Spandau eine
Zitadellenstadt? Diese Frage ist klar mit Nein zu beantworten.
Spandau war eine Festungsstadt mit einer eigenen Stadtmauer, die erst
1903 endgültig beseitigt wurde. Neben Spandau lag die Zitadelle als
eigenständige Festung, später als Staatsgefängnis genutzt.
Die Spandauer, vor allem in der Nähe der Zitadelle, waren einer Vielzahl
von Beschränkungen, nicht nur im Baurecht, unterworfen. Spandau als
Stadt gibt es seit der Eingemeindung 1920 nicht mehr.
Die Zusammenführung von Stadt und Zitadelle ist historisch
nie gelungen, war niemals gewollt und ist somit heute als Wortgefüge
falsch.
Ob es geschickt ist, Berlin und Spandau gemeinsam zu nennen, um eine räumliche
Nähe zu dokumentieren, getreu der oft gefallenen Aussage: „Wer
will schon allein wegen Spandau zu uns“, mag dahin gestellt bleiben,
da schon die Länge des Wortungetüms für eine „Marke“
zu lang ist.
Auch die Umsetzung des europäischen Gedankens ist zur Gänze
nicht erfolgt. Die Hybris anzunehmen, dass Touristen aus dem nicht deutschsprachigen
Raum mit den Begriffen etwas anfangen können, ist beachtlich. Über
die Nutzung des Gedankenstriches in anderen Sprachregionen wurde dann
wohl auch nicht nachgedacht. Wer stellt noch einmal das Geld für
das Projekt zur Verfügung?
Die blasse Farbgestaltung des Logos lässt nur eine eingeschränkte
grafische Einbindung zu.
Zusammen mit dem Textmonstrum, in einer angeblich angepassten mittelalterlichen
Schrifttype ( Goudy Old Style Bold ), ist kein Blickfang entstanden. Das
Auge des Betrachter bleibt weder hängen, noch ist ein Wiedererkennungswert
gegeben.
Bei der Schrifttype handelt es sich übrigens nicht, wie vorgetragen,
um eine angepasste „mittelalterliche Schriftart“, sondern
um eine relativ junge Type, die von Frederic W. Goudy 1915 in Amerika
geschaffen wurde.
Alles in allem ist festzustellen, das einige interessante Grundüberlegungen
angestellt wurden, jedoch weder der historische Kontext beachtet, noch
auf ein klares, unverwechselbares Design abgestellt wurde.
Es entsteht der Eindruck, als ob etwas „Halbfertiges“
präsentiert wurde, das auf seine Weiterentwicklung wartet.
Hierbei ist auch wenig nützlich, dass zu Beginn der Präsentation
des Logos ausführlich auf die Meriten der Firma Plex und deren Position
als eine der ersten 10 in Deutschland führenden CI-Entwicklern mit
einer beachtlichen Referenzliste, hingewiesen wurde. Es klang schon ein
wenig merkwürdig und hinterließ bei einigen perplexen Zuhörern
den Eindruck, als ob damit ein gewisser Druck aufgebaut werden sollte.
In Spandau schaut man sich aber Dinge, die den Namen der Stadt
nach außen tragen sollen, trotzdem gut an.
Resümee
der Präsentation:
Nach 1 ½ Jahren wurden den geladenen Gästen folgende Ergebnisse
präsentiert:
1) Zu dem schon bestehenden
Veranstaltungsheft „Spandau-Live“ wird sich der „Spandau-Guide“
und ein „Shopping-Guide“ gesellen. Auf Mehrsprachigkeit, zumindest
Englisch, wurde hingewiesen.
Diese Reihe wird sich durch Anzeigen finanzieren.
Diese Finanzierung erscheint bei der Vielzahl der in Spandau bestehenden
Anzeigenblättern und anderen gut eingeführten Spandauführern,
wie dem Altstadt-Führer der AG-Altstadt, mehr als fraglich. Die beiden
letztaufgeführten Live-Hefte sind nach 1 ½ Jahren noch in
der Planung. Die Verteilung wird in Berlin erfolgen. Dies ist insofern
bemerkenswert, als dass hier eine Einbindung in eine nach außen
gehende Verteilung weder genannt, noch eine Werbung außerhalb Berlins
überhaupt projektiert wurde. Somit erreicht man nur die Touristen,
die sich schon in Berlin aufhalten oder sich sehr intensiv auf ihren Besuch
in Berlin, vielleicht auch in Spandau, vorbereitet haben.
2) Touristische Erkundungskarten
werden überarbeitet oder neu erstellt.
Dem Touristen ist es dann möglich ohne Führung Spandau zu entdecken.
Diese Karten sollen in der Form von Abreissblöcken erscheinen.
3) Ein zentrales Spandauportal
ist nach 1 ½ Jahren in den Anfängen. Kurze Einblicke in die
Planung wurden gewährt.
Die Zweisprachigkeit, mit der Option weitere Sprachen einzubinden, ist
tatsächlich etwas Besonderes und ebenso wie die angekündigte
Möglichkeit Hotels online zu buchen den Gästen Spandau schon
lange geschuldet.
Eingetragene, wohl dann auch zahlende, gewerbliche Nutzer, wie Hotels
oder Dienstleister können eigene Inhalte, eigenverantwortlich dort
einstellen. Hier muss schon allein auf Grund der selbstständigen
Eintragung eine ständige Kontrolle gewährleistet werden. Um
aktuell zu bleiben, ist die kontinuierliche Zuführung von Inhalten
zu akquirieren. Hieran, und an der Finanzierung der Grundbetreuung, sind
viele der Internetdienstleister zuvor gescheitert.
Die vorgestellte, und auch schon im Internet betrachtbare, Grundfarbgestaltung
ist ungewöhnlich. Ein Bezug zur Marke Spandau ist nicht erkennbar.
Das Logo selbst ist zwar auf der einzig zurzeit vorhandenen Startseite
dargestellt, hier sind aber auch schon dessen Grenzen klar erkennbar.
Es stellt sich die Frage, warum hier keine einheitliche Darstellung
aller Medien entwickelt bzw., wenn vorhanden, umgesetzt wurde, um eine
größere Wiedererkennbarkeit zu erreichen. Auch hier entsteht
der Eindruck, als ob wichtige Schritte in der Entwicklung fehlen.
4) Gegenüber
dem Rathaus wird in der „Spandau-Ellipse“ ein „Touristen-Informations-Punkt“,
kurz TIP genannt, entstehen.
Ideengeber hierfür ist der Inhaber der Theaterkasse „Spandau
Ticket“, Heiko Glauert, der den TIP in seinen Theaterkassenräumen
ehrenamtlich unterhalten wird.
Dies ist eine echte Innovation und vor allem eine vernünftige Alternative
zur versteckten „Spandau-Information“ im Gotischen Haus.
5) Um in eine, an
attraktiven Veranstaltungen armen Zeit mehr Pepp zu bringen wurde ein
Veranstaltungswettbewerb unter dem Motto "Frühlingserwachen
- 50 tolle Tage zwischen Ostern und Pfingsten" ins Leben gerufen
und prämiert. Eine Bussightseeing Tour und das schon bestehende Pfingstkonzert
der IG Wilhelmstadt, nun zeitlich gestreckt, konnten die Jury für
sich begeistern.
Der Sinn lag ursprünglich in der Neuentwicklung von Veranstaltungen
unter Berücksichtigung von touristischen Belangen, also für
Touristen interessante Veranstaltungen, die auf Spandau neugierig machen,
in einer Zeit, in der wenige Veranstaltungen durchgeführt werden.
Ist hier tatsächlich der Sinn erkannt worden?
Innovativ wäre eine Veranstaltung gewesen, die wöchentlich an
einem anderen Ort gastiert und für Spandau wirbt.
Wenn die Preisgelder, zusammen mit der hohen Unterstützungssumme
für die Veranstaltung "St.Englmar", einer Veranstaltung,
die die Spandauer in das schöne St. Englmar lockt, aber keine Touristen
nach Spandau, für ein solches Projekt investiert worden wären,
hätte an ca. 30 Wochenenden Deutschlandweit für Spandau geworben
werden können.
Schlussendlich wurde
stets betont, dass bei der Entwicklung des Tourismusprojektes 100 Personen
mitgewirkt haben. Die Ergebnisse sind somit aus einem 1 ½ jährigen
Entwicklungsprozess vieler ( 100 ) Mitwirkender entstanden.
Diese geballte Kompetenz gestattet kaum Nachfragen.
Ist es aber nicht vielmehr so gewesen, dass bei den einzelnen Workshops
schon die Ergebnisse in Powerpointpräsentationen vorlagen, die zwar
vor Ort marginale Veränderungen zuließen, Kernaussagen, wie
das schwammige Leitbild, trotz Kritik, unverändert blieben?
Fazit zur Zeit: Nicht ganz nichtssagend – aber blass
wie das Logo.
Zurück
zur Startseite |